Verkehrsschilder: Was bedeutet „bei Nässe“?

Verkehrsschilder: Was bedeutet „bei Nässe“?

28. August 2020

„50 km/h bei Nässe“ – was wollen uns diese beiden Schilder sagen? Wann ist eine Fahrbahn „nass“, sodass ich mich an die Geschwindigkeitsbeschränkung halten muss?
Unsere Fahrschüler kennen das in Theorie und Praxis: Verkehrsschilder, die auf den ersten Blick ganz logisch wirken. Klar ist: Wenn es regnet, darf man nicht schneller fahren, als es das Tempolimit vorgibt. Doch was ist, wenn es nicht regnet – wie nass muss die Straße sein, damit das Tempolimit gilt?

Das bedeutet „bei Nässe“!

Weil es dabei auch mal um viel Geld gehen kann, landete diese Frage vor einigen Jahren beim Bundesgerichtshof. Die obersten deutschen Richter haben „Nässe“ gegenüber „Feuchtigkeit“ abgegrenzt. Demnach ist eine Straße nass, wenn die gesamte Fahrbahnoberfläche erkennbar ein durchgängiger Wasserfilm bedeckt – so dünn dieser auch sein mag. Einzelne Pfützen, Wasserlachen oder auch Regen setzen demnach die Geschwindigkeitsbegrenzung nicht in Kraft. Dafür muss tatsächlich durchgehend ein Wasserfilm auf der Fahrbahn „stehen“.
Das wäre also klar. Doch selbst wenn dies gerade noch nicht der Fall sein sollte, empfehlen Verkehrsexperten, auf Fahrbahnabschnitten mit Tempolimits „bei Nässe“ besonders umsichtig zu handeln. Denn diese Schilder werden in der Regel nur dann aufgestellt, wenn auf einer Autobahn oder Landstraße schnell Aquaplaning oder Rutschgefahr drohen. Deshalb ist dort eine vorsichtige Fahrweise wichtig und richtig.

Wer ein Tempolimit „bei Nässe“ ignoriert und dabei in einen Unfall verwickelt wird, muss nicht nur mit einem Bußgeld rechnen. Erkennt der Gutachter ein erhebliches Überschreiten der Geschwindigkeitsbegrenzung, dann drohen auch Leistungsbegrenzungen der Kaskoversicherung bis hin zu Regressansprüchen des Haftpflichtversicherers gegen den Unfallverursacher.

Um auch „bei Nässe“ sicher zu fahren, hilft eine Faustregel: Wird von anderen Fahrzeugen Wasser hochgewirbelt oder schränkt Regen die Sicht ein, dann ist die Fahrbahn so nass, dass schon im eigenen Interesse das Tempo reduziert werden sollte.

„Bei Nässe“ – Achtung Blendung!

Eine feuchte oder nasse Straße birgt noch ein anderes Risiko: Wenn nach einem kräftigen Schauer die Sonnen wieder scheint, reflektiert der feuchte Asphalt die Sonne. Gerade jetzt im Herbst entsteht dadurch eine gefährliche Blendwirkung.



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